Tillandsienkultur im Terrarium

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Große Gruppe verschiedener Arten, u.a. T. stricta, T. stellifera und T. ionantha.
Tillandsien sind sehr begehrte Terrarienpflanzen. Leicht zu pflegen, einfach irgendwo hinlegen oder ankleben. Pflege brauchen sie nicht. Einmal die Woche Wasser, sagt der Verkäufer.
Stimmt das?
Räumen wir erst mal mit Mythen und Halbwissen zur Pflege auf. Graue Tillandsien sind nur für Wüstenterrarien! Klares nein! Es gibt zwar Tillandsien welche sogar in Dünen im losen Sand wachsen (Tillandsia latifolia), doch sind es hier keine Wüsten wie die Sahara, sondern es sind Küstenwüsten wie bei T. latifolia in Peru. Das heißt, die Pflanzen kriegen hier tgl. eine satte Ladung feuchter Luft vom Meer. Die allermeisten Tillandsien wachsen in Baumkronen oder anderen sonnenexponierten Stellen. Die Wasserversorgung wird hier über Regen und vor allem Nebel gewährleistet. Je silberner eine Tillandsie im trockenen Zustand wirkt, desto fähiger ist sie, kleinste Mengen Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen. An feuchteren Standorten, wie unter den Baumkronen in Wäldern, geht diese Fähigkeit zurück. Pflanzen wie T. butzii oder T. albertiana verfügen über viel weniger “Saugschuppen” als die Arten, welche um Feuchtigkeit kämpfen müssen. Heißkleber schadet den Pflanzen nicht beim Befestigen! Ich fasse mich kurz: Schon mal das Zeug frisch am Finger kleben gehabt? Es wird sie nicht nachhaltig schädigen, aber niemand braucht mir erzählen, dass dieser heiße Klebstoff die Zellen nicht beschädigt. Kalte Kleber wie z.B. Glaskleber oder “Patex-Kleben statt Bohren” sind viel besser geeignet. Noch besser ist es aber, man bindet die Pflanzen mit Strumpf- oder Gummibändern auf.
Was brauchen Tillandsien?

Die wichtigsten Punkte sind Licht, Wärme, Luftbewegung und Feuchtigkeit.

Licht:
Licht ist das A und O in der Tillandsienkultur. Entweder, die Pflanzen vertrocknen bei genug Licht, oder sie vergammeln bei zu wenig. Grundsätzlich sei zu sagen, dass Tillandsien in einem Terrarium mit starker Grundbeleuchtung im oberen Drittel gut aufgehoben sind.
Wärme:
Ist Licht ausreichend gegeben, ist die Wärme ein weiterer Faktor. Zu heiße, stehende Luft mögen Tillandsien nicht. Ist die Luft dazu noch zu feucht, können sich Pilze breit machen. Ohne warme Luft trocknen die Pflanzen jedoch schwerer ab. Wenn die restlichen Rahmenbedingungen passen, dann ist eine Kultur auch bei 30 Grad kein Problem für die allermeisten Arten.
Luftbewegung:
Tillandsien heißen im englischen nicht umsonst “Airplants”. Sie leben im übertragenen Sinne wirklich von Luft und Licht. Daher ist es für Tillandsien besonders wichtig, dass die Luftbewegung gewährleistet ist. Normal reicht hierzu eine gut funktionierende “Kamineffekt- Belüftung“ in einem Terrarium. Da diese jedoch nicht überall gleich ist, ist auf Folgendes zu achten: Je silberner eine Tillandsie ist, desto wichtiger ist es, dass sie schnell nach Wassergaben abtrocknen kann. Dies geschieht einerseits durch die Wärme der Lampen sowie durch die Luftbewegung. Solche Pflanzen gehören demnach nicht in eine Ecke zwischen andere Pflanzen im Terrarium, sondern an einen offenen Platz, wo sie idealerweise komplett von Luft umströmt werden können. Von Vorteil sind hier kleine PC Ventilatoren, welche hin und wieder kurz die Luft im Terrarium umwälzen.
Feuchtigkeit:
Wenn Licht, Wärme und Luftbewegung sich ideal überschneiden, sind einmal oder auch mehrmals tägliche Wassergaben für die Pflanzen kein Problem! Mehrmals täglich? Ja! Tillandsien sind durchaus in der Lage eine Weile ohne starke Wassergaben in Form von Regen oder dichtem, gesättigtem Nebel auszukommen. Jedoch finden sie immer geringe Mengen in feuchter Luft. Im Terrarium haben wir noch ein anderes Problem, welches Tillandsien “durstiger” macht: Die konstante Beleuchtung! Die wenigsten haben Computer gesteuerte Terrarien, welche Bewölkung oder Stürme simulieren. Die Realität sieht so aus, dass ein Becken zwischen 10 und 11 Stunden eine 100%ige Leistungsphase hat. Das heißt auch für die Tillandsien, dass eine Pause für ihren Stoffwechsel nur Nachts von statten geht. In der Natur ziehen sehr oft dichte Wolken, Nebelwände oder Unwetter über die Pflanzen und auch die Sonnenintensität Variiert in einer großen Kurve. Der Verbrauch der Pflanzen ist in der Natur also wesentlich geringer. Also nochmal: Im Terrarium sollten Tillandsien mindestens (!) alle 2 bis 3 Tage, je nach Bedingungen kräftig eingesprüht werden. Ich für meinen Teil, sprühe tgl. am Morgen und lasse dabei keine Pflanze aus. Verfault ist mir noch nicht eine! Welches Wasser sollte man jedoch nehmen, wenn sie es doch über Saugschuppen auf den Blättern aufnehmen? Ich nehme das Wasser einer Umkehr-Osmoseanlage, gestreckt mit 10% Leitungswasser. Regenwasser ist auch gut geeignet, man sollte hierbei jedoch drauf achten, wo und wie gesammelt wird. Rostige, oder Kupferdachrinnen sollte man meiden. Ebenso schmutziges oder gammeliges Wasser. Der Dreck verstopft die Schuppen und säubernde Gewitterstürme sind im Terrarium doch eher Mangelware. Last but not least nehmen die Pflanzen über die Saugschuppen auch die Nährstoffe auf. Eine leichte (!) Konzentration Flüssigdünger alle 1-2 Wochen bringt kräftige Pflanzen hervor. Konzentrationen von einem Teelöffel Dünger in 5 Liter Osmosewasser sind außerdem unbedenklich für eventuelle Insassen aber zeigen schon Wirkung bei den Pflanzen.
Wenn Ihr also das nächste Mal im Laden am Tillandsien-Tisch vorbei geht, greift zu! Gebt ihnen einen voll ausgeleuchteten Platz, fixiert sie entweder in Astgabeln, oder wenn sie niemand umwirft, stellt sie einfach auf einen Ast (Mit der Zeit wurzeln sie selbst am Holz), oder bindet sie mit flexiblen Bändern fest und gebt ihnen 1x tgl. Wasser. Achtet darauf, dass die Pflanze spätestens bis zum Nachmittag wieder komplett abgetrocknet ist und ihren silbrigen Schimmer zeigt. Dauert es länger, platziert sie noch höher, näher am Licht und der Strahlungswärme.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Leuten helfen und Euch zeigen dass, wenn man weiß wie, Tillandsien wirklich so simpel sind wie alle immer sagen!